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"In die eigene Kraft kommen"
versus "Selbstsabotage"
von Silja de Maddalena I 11.01.2023

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In die eigene Kraft kommen – was heisst das überhaupt?

Ich gehe mal davon aus, dass es für diesen Begriff ganz verschiedene Interpretationen gibt. In diesem Artikel stelle ich dir mein ganz persönliches Bauchgefühl / Weltbild / Glaubenssystem zu diesem Thema vor – wie immer erhebe ich dabei weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Allgemeingültigkeit J.

 

Konkret geht es beim „in die eigene Kraft kommen“ darum, sein ureigenes Sein und das eigene Potential zu erkennen und immer mehr zu entfalten und zum Ausdruck zu bringen. Dabei handelt es sich um einen fortlaufenden Prozess, bei dem es kein eigentliches Ziel gibt – das Leben bedeutet fortlaufende Veränderung, und so wird sich dieses „Ziel“ im Lauf unseres Lebens stetig wandeln. Den Weg, den wir dabei gehen, führt uns immer näher zu der Essenz unserer Seele, zu unserem Kern, zu unserem ganz persönlichen Sein. Ich glaube auch daran, dass wir als göttliche Schöpfung (oder wie immer man das nennen möchte), dieser Welt etwas zu geben haben. Dass jeder von uns über Fähigkeiten verfügt, die uns unser ganz eigenes „Geschenk“ in die Welt zu bringen ermöglichen (das verstehe ich unter „das eigene Potential entfalten“).

 

Ich glaube auch, dass irgendwo in jedem einzelnen Menschen auf dieser Welt der Wunsch besteht, in diese eigene Kraft zu kommen. Bei manchen bewusster, bei manchen weniger. Bei manchen scheint der Wunsch überlagert von scheinbar gegenteiligen Absichten. Wenn ich nun davon ausgehe, dass dem so ist:

 

Weshalb eiern viele von uns dann immer wieder orientierungslos durchs Leben?

Zum einen ist das wegen der Funktionsweise des Gehirns. Unser Gehirn läuft im unbewussten Zustand (d.h. normalerweise) im Energiesparmodus. Und am energiesparendsten ist nun mal, den „Ist-Zustand“ beizubehalten. Jede Veränderung im Denken bedeutet Mehrarbeit für unser Gehirn. Dann müssen nämlich neue Synapsen gebildet werden, muss umstrukturiert werden, müssen neue Dinge ins Bewusstsein kommen und andere werden ausgemistet etc. etc. – und das alles ist energiezehrend. Natürlich könnte man ja auch sagen, dass wenn die Änderungen mal vorgenommen sind, das Gehirn wieder Energie sparen würde, weil alles viel einfacher ablaufen würde und wir weniger Stresssituationen erleben würden… Unser Gehirn lebt jedoch im Jetzt und will jetzt Energie sparen.

 

Und dann gibt es auch noch andere, nicht weniger wichtige Gründe: Der Mensch ist ein Herdentier. Er will sich zugehörig fühlen. Aus Angst diese Zugehörigkeit zu verlieren, lassen wir uns von Glaubenssätzen darüber, wie wir sein sollten, dirigieren. Die Angst oder Scham, nicht richtig / nicht liebenswert zu sein drängt uns, unser wahres Sein hinter Masken zu verbergen. Verletzungen haben uns gelernt, dass bedingungslose Liebe eine Illusion zu sein scheint, und dass wir bestimmten Anforderungen genügen müssen, um nicht weiter verletzt zu werden. Dazu kommen gesellschaftliche Rollenbilder, Moralvorstellungen, geschriebene und ungeschriebene Gesetze und wohl noch vieles mehr hinzu, die uns alle mehr oder weniger detailliert vorschreiben, wie wir „zu sein haben“. All das sind „Bremsklötze“ auf dem Weg zur Veränderung. Auch hier läuft sehr vieles bis das meiste unbewusst ab – das mindert aber keinenfalls die Wirkung…

 

Und was hat das alles nun mit Selbstsabotage zu tun?

In der Psychosynthese wird davon ausgegangen (und die Quantenwissenschaft bestätigt dies mehr und mehr), dass wir unsere Realität mit unserem Denken beeinflussen, wenn nicht gar kreieren. Und wenn dieses Denken nun durch Energiesparmodus, Muster, Glaubensätze, Vorstellungen, Rollenbilder, Scham & Ängste, Verletzungen etc. beeinflusst wird, heisst das, dass wir (unbewusst) unsere Realität - und damit unser Leben - so kreieren, wie wir es gewohnt sind und wie wir denken, dass es halt eben ist. Selbst wenn wir uns zu einer Veränderung entschlossen haben, werden uns unbewusste „Bremsklötze“ dazu verleiten, gewohnte Verhaltensmuster an den Tag zu legen. Und obwohl wir es vermeintlich versuchen, es doch so sehr wollen und tatsächlich aktiv werden, wird eine Veränderung oft nicht nachhaltig klappen. Dies kann ganz verschiedene Gesichter haben: wir wünschen uns einen bestimmten Termin – und werden dann krank. Wir wünschen uns eine harmonische Beziehung – und ziehen den nächsten Partner an, der uns verletzt. Wir wünschen uns Beachtung – und werden übersehen etc. etc.  Man könnte dies „Murphys Law“ nennen – oder eben „Selbstsabotage“. Das tönt nun ziemlich entmutigend. Ist es auch, solange wir unbewusst im Hamsterrad laufen…

 

Der Ausweg: Bewusstheit & Eigenverantwortung

Die Tatsache, dass wir unsere eigene Realität kreieren, bedeutet auch, dass wir vielmehr „Täter“ als „Opfer“ sind. Wir sind unserem Leben und den Umständen, die wir darin vorfinden, nicht machtlos ausgeliefert – wir kreieren es/sie mit unserem Denken. Dies bringt uns in die Eigenverantwortung. Es bringt uns aus der Ohnmacht in die Selbstermächtigung. Jedoch brauchen wir uns, um diese Verantwortung wahrzunehmen, dieser - bis anhin meist unbewussten - Glaubenssätzen, Verhaltensmuster, Scham & Ängsten, Verletzungen, Rollenbilder, Moralvorstellungen etc., bewusst zu werden. Wir brauchen uns mit unseren Bremsklötzen zu befassen, sie zu überprüfen, uns ihnen zu stellen, sie zu verändern (was blöderweise eben gegen den Energiesparmodus unseres Verstandes geht). Um das trotzdem zu erreichen, brauchen wir uns immer wieder zu zentrieren. Weil solange wir in verletzten und fremdbestimmten Teilpersönlichkeiten (einzelne Teil-Aspekte unserer Persönlichkeit mit eigenen Wünschen, Bedürfnissen & Fähigkeiten, eigenen Ängsten & Glaubenssätzen etc.) festhängen, solange haben wir nur ein eingeschränktes Bewusstsein darüber, wer wir in unserer ganzen Grösse wirklich sind. Erst wenn wir uns von den einzelnen TP‘s desidentifizieren und uns mit unserem Zentrum identifizieren, bekommen wir einen Überblick über unsere Gesamt-Persönlichkeit, eine Ahnung unserer wahren Essenz und unseres Potentials. Nur im Zentrum können wir unseren transpersonalen Willen erkennen (der transpersonale Wille ist „der Wille unserer Seele“, und ist „ganzheitlicher“ als der Wille der einzelnen TP’s). Im Zentrum sind wir nicht eingeschränkt durch die Ängste & Glaubenssätze unserer Teilpersönlichkeiten. Im Zentrum können wir auch wählen, welche unserer TP‘s uns für die aktuelle Situation am dienlichsten ist, um uns damit zu identifizieren und aus ihr heraus zu agieren. Unser Wille bemächtigt uns dazu, Entscheidungen zu treffen und unseren Verstand zu lenken. In die Umsetzung, ins TUN zu kommen. Indem wir uns immer wieder mit „veränderungswilligen“ Teilpersönlichkeiten identifizieren und uns gleichzeitig um unsere Bremsklötze kümmern, bringen wir unser Denken dazu, sich - trotz Energiesparmodus - zu verändern, bringen wir uns selbst zum Handeln in neuen Verhaltensmuster. Das muss jedoch ganz bewusst und immer wieder von neuem passieren, da das Denken im unbewussten Zustand immer wieder auf Energiesparmodus schaltet…

 

Deshalb: Bewusstheit & Eigenverantwortung sind für mich ganz zentrale Faktoren. Sowohl in der eigenen Arbeit mit mir selbst, als auch bei der Arbeit mit meinen Klienten.

Persönliche Erfahrungen mit der Selbstsabotage

Einer meiner ganz persönlichen Selbstsabotage-Glaubenssätze: „bei mir geht Entwicklung und Erfolg nur langsam und zäh und ist anstrengend“ (wahrscheinlich auch in den oberen Abschnitten erkennbar... ). Ist mir schon länger bewusst – und das ist echt „tricky“. Weil je länger ich mich damit befasse, je bestätigender wird meine Erfahrung, dass dieser Glaubenssatz für mich richtig ist – es dauert ja eben lange und bewegt sich nur langsam, und ich finde es oft anstrengend. Muss das wirklich so sein? Ich weiss, dass es Menschen gibt, die das anders erleben. Könnte ich den nicht einfach umkehren, so à la: „Entwicklung und Erfolg fällt mir leicht und macht Spass“? Ja, das kann ich wohl tun…

 

… aber es ist eben nicht nur der eine Glaubenssatz. Ich habe so meine Methoden, wie ich Selbstsabotage mit meinem gewohnten Verhalten (Ablenkung, Flucht, Phasen von Stillstand) betreibe. Methoden, die den alten Glaubenssatz aufrechterhalten und den Neuen als „für mich nicht wahr“ bestätigen. Das wird mir momentan gerade immer bewusster. Wenn es mir bewusst ist, kann ich doch dieses Verhalten einfach ändern? Teile von mir wollen das unbedingt, vertrauen darauf, dass alles zu meinem Besten geschieht. Andere Teile jedoch, haben Angst: wie wird sich dadurch mein Leben, meine Beziehungen, meine Persönlichkeit verändern? Verlust-Ängste. Eigentlich bin ich doch ganz zufrieden mit dem was ich bereits erreicht habe: bitte „Ist-Zustand“ beibehalten!!! Mit diesen Ängsten setze ich mich momentan gerade stark auseinander. Was ist das Schlimmste, was passieren könnte? Was kann ich tun, um Geliebtes möglichst zu bewahren? Was liebe ich, ist meinem Leben jedoch nicht mehr dienlich? Was könnte Neues in mein Leben kommen, das Verlorenes „ersetzen“ wird, das vielleicht sogar noch besser werden wird?

 

Und dann geht es (wie immer im Leben) um Entscheidungen. Wer will ich sein? Was brauche ich dazu? Wie/Wo tanke ich Kraft? Etc. Und dann kommt die Umsetzung, das TUN!

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