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Herzens-Angelegenheiten
von Silja de Maddalena I 15.10.2023

 

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Wir alle wissen, wie wichtig unser Herz ist. Sowohl im physischen Sinne (wenn das Herz aufhört zu schlagen sterben wir) wie auch im psychischen/spirituellen Sinne. „Mit dem Herzen sehen“, „auf das Herz hören“, „etwas auf dem Herzen haben“, „sein Herz ausschütten“, „es bricht mir das Herz“, „das Herz am rechten Fleck haben“ etc etc. Es gibt unzählige Redewendungen, welche die besondere Stellung, die unser Herz in Bezug auf unser Denken, Fühlen und Wahrnehmen einnimmt, beschreiben.

Das wurde mir dieses Jahr so richtig bewusst, als ich nach einer Herzbeutel-Entzündung inklusive Herz-Operation am offenen Herzen versuchte, mein Vertrauen wieder zu erlangen. Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich dermassen durchgerüttelt. Wie eine dieser Kugeln die man schütteln kann und dann schneit es darin. In der Kugel sieht das wunderschön aus. Wenn du dich mittendrin befindest und versuchst deinen Weg zu gehen, kannst du nur darauf hoffen, dass sich das Schneegestöber setzt und du wieder klar sehen kannst…

Diese Herz-Operation ins nun 7Monate her. In dieser Zeit ist mir einiges klargeworden, das ich gerne mit dir teile:

 

  • Das Herz ist unser Motor. Ja, es sind die verschiedenen Muskeln überall im Körper verteilt, die Bewegung auslösen - aber ohne das gute Funktionieren des Herzmuskels, der dafür sorgt, dass das Gehirn und alle andern Muskeln im Körper mit Sauerstoff versorgt werden, fühlt sich das an, als wäre die Batterie leer (und zwar nicht nur „leer“ im Sinne von „ich kann mich nicht aufraffen“, sondern „leer“ im Sinne von „unmöglich“). Eigentlich wusste ich das. Aber ich habe das zum ersten Mal GEFÜHLT – und dieses Gefühl ist irgendwie völlig ausfüllend und sehr, sehr beängstigend.

 

  • Das Herz scheint mir ein Vertrauens-Zentrum zu sein. Ist seine Funktion nicht mehr gewährleistet, wird das ganze Vertrauen erschüttert, was wiederum 1000 Ängste und Zweifel weckt. Ich war mir einiger Ängste bewusst, trotzdem hatte ich von mir selbst nie den Eindruck, ein ängstlicher Mensch zu sein. Die ersten Wochen nach dieser Operation, kannte ich mich selbst kaum wieder. Ich hatte die Befürchtung, vor lauter Angst verrückt zu werden (bis mir die Kardio-Psychologin erklärt hat, dass das eine weitverbreite „Nebenwirkung“ von Herzoperationen ist). Ich litt unter Panik-Attacken und wurde fast schon zum Hypochonder. Das ganze Leben erschien mir plötzlich extrem fragil, einzelne ärztliche Untersuchungen oder Physio-Übungen wurden zu riesigen Herausforderungen die mir unendlich Angst einflössten. Aber auch das Vertrauen in die eigene Person und wie ich mir mein Leben „eingerichtet“ habe, fing zu wanken an. Ist da wo ich bin wirklich MEIN Platz im Leben? Ist die Beratung/Begleitung von Menschen wirklich meine „Berufung“? Sogar das Vertrauen in die Menschheit an sich und in den Sinn des Lebens wurden tief erschüttert. Und das Vertrauen in eine „Grössere Macht“, die alles zusammenhält, behütet und leitet.

 

  • Wenn der Schnee in der Kugel sich langsam setzt, kann er sich neu formieren - er muss sich nicht genau so ablagern, wie das vorher der Fall war, eigentlich ist das auch gar nicht mehr möglich. Wenn etwas uns so sehr aufrüttelt und durcheinanderwirbelt, ist das gleichzeitig auch eine Chance. Eine Chance festgefahrene Muster aufzulösen und Neue zu erschaffen. Eine Chance für eine Neu-Strukturierung. Ich kann neu entscheiden, wer und wie ich sein will...

                           

  • Erwartungen im Aussen sind nicht prioritär. Es macht keinen Sinn, mich danach auszurichten, was mein Partner / meine Chefin / meine Freunde / meine Familie von mir erwarten. Auf diese Erwartungen im Aussen ausgerichtet zu sein, hält mich davon ab, zu fühlen was in MIR ist, und MICH SELBST zu leben (und oft sind es nicht mal wirkliche Erwartungen, sondern nur das, was ICH DENKE, was erwartet wird…).

 

  • Die wichtigste Beziehung in unserem Leben, ist die zu uns selbst, bzw. zum „göttlichen“ Teil in uns, oder wie auch immer du diesen Teil nennen willst (in der Psychosynthese nennen wir es „das höhere Selbst“ - wir können auch von unserem Herzkompass oder einer inneren Führung sprechen). Wir verbringen mit nichts und niemandem so viel Zeit, wie mit uns selbst. Zur Selbst-Verantwortung gehört auch die Beziehungspflege zu uns selbst. Wir brauchen uns „uns selbst“ bewusst zu sein, und Zeit in diese Beziehung zu investieren. Und damit meine ich nicht, für mich selbst einen Film zu schauen (obwohl das durchaus auch toll sein kann, nenne ich das Ablenkung), sondern mich tatsächlich mit mir selbst bzw. dem „göttlichen Teil in mir“ zu beschäftigen. Ich persönlich brauche dafür Zeit für mich alleine und finde es sehr hilfreich, in die Natur zu gehen oder sonst an einen Ort, wo keine „fremden Bedürfnisse“ um mich herum sind. Da kann ich einfach Zeit mit mir selbst verbringen, wahrnehmen, was da alles an Gefühlen, Gedanken und Bedürfnissen in mir ist, mich um meine Ängste kümmern, mir Gutes tun oder was sonst gerade ansteht. Da kann ich ganz in mich selbst eintauchen und in Kontakt mit diesem „göttlichen“ Teil in mir gehen. Und so das Vertrauen in mein „Richtig-sein“, meine innere Führung, meinen Lebenssinn etc., fühlen, stärken und festigen.

 

  • Ich brauche viel Mut und Ehrlichkeit, um genau hinzuschauen. Manches was ich immer als „ICH“ betrachtet habe, entspricht eher einem Bild, von dem ich dachte, dass ich dem entsprechen sollte oder möchte. Gefühle oder Gedanken, die nicht da hineinpassten, habe ich oft gar nicht wahrgenommen oder verdrängt. Manchmal entspricht das tatsächlich gefühlte jedoch nicht unserer Vorstellung davon, wie wir gerne wären…

 

  • Wenn wir den Mut finden, wahrzunehmen was da in uns wirklich ist, die Demut finden, anzunehmen, dass es so und nicht anders ist, und das Vertrauen finden, dass es so genau richtig ist, dann bringt das einen tiefen, inneren Frieden mit sich. Und wenn wir aufgrund dessen den Mut finden, uns – mit allem was zu uns gehört – zu zeigen, können wir in echte und ehrliche Beziehungen zu anderen Menschen treten. In Beziehungen, in denen wir ganz uns selbst sein dürfen und keine Anteile unserer Persönlichkeit verstecken müssen. Beziehungen in denen wir uns gesehen fühlen und die unser Herz erfüllen.

 

Diese Liste ist weder vollständig noch abschliessend, noch für alle Menschen gleich wichtig/richtig (ausgenommen Teile von Punkt 1 – die Notwendigkeit eines funktionierendes Herzens zur Lebensfähigkeit, zählt für alle Menschen). Diese Liste ist das, was sich bei MIR in den letzten Monaten so deutlich gezeigt hat, und dessen Wichtigkeit sich sozusagen (einmal mehr), den Weg in mein Bewusstsein „gepflügt“ hat.

Ich teile das mit dir, weil ich hoffe, dass es dich vielleicht inspiriert und zum Nachdenken anregt. Wie siehst DU das? Was sind wichtige Erkenntnisse aus DEINER letzten Kriese oder bisherigen Leben? Wie kommst DU ins Vertrauen? Wie bist DU mit dir selbst und anderen in Beziehung?

Das Herz gehört zu den wichtigsten Organen des Menschen. Mir ist erst in den letzten paar Monaten so wirklich bewusst worden, mit welchen psychischen Themen es zusammenhängt. Und wie wichtig und grundlegend diese Themen für unser Mensch-Sein und unser In-Beziehung-Sein sind.

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