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Glaubenssätze
von Silja de Maddalena I 30.06.2022

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Was sind Glaubenssätze und woher kommen sie?

Gaubenssätze sind tief in uns verwurzelte Annahmen über uns selbst, über andere Menschen, und darüber wie wir die Welt erleben. Wir alle haben Glaubenssätze in uns. Sie bestimmen darüber, wie wir Dinge sehen, empfinden und bewerten, welche Entscheidungen wir treffen und wie wir uns verhalten.

 

Glaubenssätze entstehen meist schon in der Kindheit. Wir übernehmen sie direkt von Aussagen unserer Bezugspersonen (z.B. «zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen» / «Geld stinkt»), oder manche entstehen - oft unbewusst - aufgrund des Verhaltens unserer Bezugspersonen («nur wenn ich besondere Leistungen erbringe, bekomme ich Anerkennung» / «ich muss lieb und nett sein, damit ich akzeptiert werde»). Sie sind geprägt durch unsere Erziehung und durch die Gesellschaft in der wir Aufwachsen. Und später bewerten wir alles nach ihnen, sehen und erleben wir alles durch «ihre Brille». Sie bestätigen sich auch immer wieder selbst – weil wir Gegensätzliches meist gar nicht erst wahrnehmen. Weil unsere Gedanken unser Erleben bestimmen.

 

Es gibt Glaubenssätze, die uns dienen, aber auch Glaubenssätze, die uns heute im Wege stehen und dazu führen, dass wir unsere Ziele immer wieder selbst sabotieren. Alle von ihnen, haben uns zu einem Zeitpunkt unseres Lebens unterstützt oder gar unser Überleben gesichert, manche sind jedoch in der Zwischenzeit „veraltet“. Unsere Situation hat sich geändert, wir sind nicht mehr das abhängige Kind von einst...

 

Glaubenssätze regieren unseren Alltag, oft auch ohne dass wir uns das bewusst sind und ohne, dass wir sie hinterfragen. Und noch wenn wir sie hinterfragen (und so vielleicht auch merken, dass sie uns nicht mehr dienen oder uns gar im Wege stehen), ist es gar nicht so einfach, sie abzulegen bzw zu verändern.

 

Und es geht vielleicht auch gar nicht darum, sie loszuwerden. Vielmehr sollten wir uns fragen, was sie uns sagen wollen. Dazu hilft es, wenn ich mir wirklich Zeit nehme, über diese, mir nicht mehr dienenden Glaubenssätze nachzudenken. Woher kommen sie? Weshalb sind sie entstanden? Was wollen sie bezwecken? Oder auch: welche Anteile von mir wollen mir damit etwas sagen? Meist sind es verletzte innere Kinder. Anteile, die uns beschützen wollen und die mit ihren Glaubenssätzen dafür sorgen wollen, dass es uns gut geht, dass wir beschützt und geliebt werden, dass wir uns nicht zu viel vornehmen, das wir geborgen und in Sicherheit sind etc.

 

Nur eben: die Zeiten, wo diese Glaubenssätze für genau das sorgten, sind meist längst vorbei. Heute haben wir andere Ziele (z.B. in die eigene Kraft kommen), und die alten Glaubenssätze hindern uns daran. Unsere Inneren verletzten Kinder haben noch nicht gemerkt, dass wir in der Zwischenzeit erwachsen sind. Dass unsere Sicherheit / unser Überleben nicht mehr davon abhängt, dass unsere nächste Bezugsperson (die heute meist unser Partner/in ist) um jedem Preis bei uns bleibt. Oder, dass die Arbeit die uns nicht guttut, nicht die einzige ist, die jemals für unsere finanzielle Unabhängigkeit sorgen kann. Oder Oder Oder. Für diese inneren Kinder fühlt sich das noch immer so an (das erklärt übrigens auch, weshalb so viele Menschen bei einem Partner/Arbeit bleiben, der schlecht mit ihnen umgeht/die ihnen nicht gut tut). Als Kinder haben wir gelernt, dass wie überleben können, wenn wir erdulden, wenn wir lieb und brav sind und uns nach den Wünschen unsser Bezzugspersonen verhalten. Dass es zwar vielleicht weh tut oder unangenehm ist, aber dass wir Akzeptanz, Liebe & Sicherheit bekommen, wenn wir uns nur entsprechend verhalten. Für uns als Kinder war Akzeptanz, Liebe und Sicherheit Überlebenswichtig. Kinder können sich das nicht selbst geben, sie sind abhängig. Und oft verhalten wir uns heute noch so, wie wir es als Kinder gelernt haben. Nur dass wir heute meist andere Ziele haben, und dass uns die veralteten Glaubenssätze oft daran hindern, diese Ziele zu erreichen.

 

Um diese inneren Kinder brauchen wir uns zu kümmern. Wir brauchen ihnen neue / andere Wege aufzuzeigen, die Sicherheit, Liebe und Geborgenheit geben können. Wir brauchen ihnen zu zeigen, dass wir uns um sie sorgen, ihre Ängste und Bedürfnisse sehen, hören, ernst nehmen, uns darum kümmern, und dass sie nicht mehr von anderen Menschen abhängig sind. Sie zu uns nehmen. Und manchmal brauchen wir ihnen dazu auch liebevoll klare Grenzen aufzuzeigen: «Ich höre dich, und trotzdem entscheide ich anders als du es würdest (genau wie es eine liebevolle Mutter auch tut). Weil ICH mich hier und jetzt für dich und deine Bedürfnisse einsetze, und für sie sorgen kann. Weil die Situation anders ist als sie früher war und weil es andere Wege gibt, die sicher sind.» Erst dann können sich diese verletzten Kinder von ihren alten Überlebensstrategien lösen. Können die Vergangenheit und die dazu gehörenden Glaubenssätze loslassen, und im Hier und Jetzt, beschützt und umsorgt von unserem Erwachsenen-Ich, ankommen. Und wenn du diese verletzten Inneren Kinder annimmst und integrierst, hast du auch das zu ihnen gehörende Energiepotential zu deiner Verfügung.

 

Glaubenssätze sind unsere Informanten und Lehrer. Sie zeigen uns auf, wie wir geprägt sind. Solche die uns nicht mehr dienen, zeigen uns auf, wo etwas „veraltet“ bzw „stehen geblieben“ ist, etwas „nachbearbeitet“ oder „integriert“ werden sollte. Sie sind wie beharrliche Hinweisschilder. Und wir haben die Wahl, ob wir sie immer wieder ignorieren und wegzudrücken versuchen, oder ob wie sie als Wegweiser zu unserer Entwicklung betrachten, und uns um sie kümmern. Ob wir uns von alten Ängsten leiten lassen und uns immer wieder im Kreis drehen, oder ob wir bereit sind, die Verantwortung für uns selbst (mit allen Anteilen die zu uns gehören) und unser Leben anzunehmen, es so selbst zu gestalten, in unsere eigene Kraft kommen und unabhängig werden.

 

Auf meinem bisherigen Weg habe ich so oft gehört: du musst loslassen. Und ich habe festgestellt, dass ich dazu tendiere, loslassen auch immer wieder mit loswerden in Verbindung zu setzen. Weil ich in meinem Leben schon oft Anteile oder Eigenschaften von mir selbst loswerden wollte. Krampfhaft versucht habe, diese loszulassen. Für mich funktioniert das nicht. Ich kann diese ungewollten Anteile und Eigenschaften nie loslassen und werde sie nie loswerden. Eigentlich ist das ja auch logisch - sie sind schliesslich Teil von mir selbst, gehören zu mir, machen mich als Mensch aus, genauso wie es die von mir geliebten Anteile tun.

 

Für mich ist es viel mehr ein Annehmen als ein Loslassen. Ein Hinsehen und Akzeptieren, dass sie Teil von mir sind und ihre Berechtigung haben. Die Kraft und Schönheit in ihnen finden (indem ich herausfinde, was sie weshalb wollen – und das ist eigentlich immer etwas das mir - zumindest früher - Sicherheit gegeben hat). Ich kann mich mit ihnen beschäftigen und sie gernhaben lernen. Ihre Bemühungen anerkennen und ihnen, einen für mich - aus meiner Erwachsenen-Sicht gesehen - besseren Weg zeigen. Ich kann sie an die Hand nehmen und die Verantwortung für sie übernehmen, sie liebevoll aber klar leiten. Je mehr ich von mir selbst annehmen kann, je mehr Potential habe ich zur Verfügung. Das ist für mich eine Never-Ending-Story. Das ist für mich Persönlichkeitsentwicklung. Und deshalb sind für mich Glaubenssätze so wichtig und hilfreich. Auch wenn sie mich manchmal beinahe in den Wahnsinn treiben…

 

 

Wie du damit arbeiten kannst:

 

Nimm dir Zeit für dich und schau mal, ob du in dir und deinem Leben Glaubenssätze findest. Mach dir dazu Gedanken darüber, was du über dich selbst, über andere Menchen, über Beziehungen und das Leben in Allgemeinen denkst. Am besten nimmst du Schreibzeug und machst dir eine Liste. Du wirst solche finden, die du gut findest und die dir dienen (wenn du magst, kannst du dich mal bei denen für ihr da-sein bedanken). Aber du wirst auch andere finden. Solche die dir im Weg stehen, die dich klein halten, die dich dazu anhalten, deine Ziele immer wieder selbst zu sabotieren.

 

Pick dir einen solchen Glaubenssatz heraus und beschäftige dich über mehrere Tage damit. Was kannst du alles zu ihm herausfinden? Woher kommt er? Wann und wie hat er sich entwickelt? Kannst du ihn einer bestimmten Person zuordnen? Wie hat er dir gedient? Wie hat er für deine Sicherheit oder dein „in-Beziehung-bleiben“ gesorgt? Kannst du ihn einem inneren Anteil von dir zuordnen (häufig ist es ein verletztes Kind, es kann aber auch etwas anderes sein). Gehe mal in ein Mitgefühl zu diesem Anteil. Versuche seine Motivation, seine Ängste und Bedürfnisse zu fühlen. Und dann schau dir mal deine heutige Situation an. Sei dir dabei der Ängste dieses Anteils (die du ziemlich sicher gut kennst und dich vermutlich oft leiten) bewusst. Nimm ganz bewusst einen Schritt aus diesen Ängsten heraus (vielleicht fällt dir das einfachen, wenn du dir vorstellst, dass jemand anderes in deiner Situation wäre und das selbe erleben würde. Wie wenn du einen Film schauen würdest der dich nicht selbst betrifft) und schau diese Situation von Aussen an. Und wenn du das so siehst und das dann mit deinem Glaubenssatz vergleichst: ist das wirklich so? Stimmt das so noch? Fühlt sich das für dich richtig an (benutze dazu deinen Herzkompass). Oder ist die Situation heute eigentlich ganz anders? Könntest du es auch ganz anders interpretieren? Was würde dir heute besser dienen? Was würde vermutlich gewünschtere Ergebnisse erzielen? Und was brauchst du, damit du dich um deine Ängste kümmern kannst? Damit du sie regulieren kannst? Wie kannst du diesen Anteil an die Hand nehmen und ihm einen neuen Weg zeigen? Was ist das Schlimmste, was dir passieren könnte (nimm bei dieser Frage wieder ganz bewusst den Schritt aus deiner Angst heraus)? Was ist das Beste was dir passieren könnte? Was würde dich dabei unterstützen?

 

Sei bei dieser Arbeit geduldig und liebevoll mit dir selbst. Ja, solche Glaubenssätze und Teilpersönlichkeiten können unglaublich nerven. Sie können Arschlöcher sein. Die Arbeit mit ihnen kann viel Zeit beanspruchen. Vielleicht hast du das Gefühl, dass du einen bestimmten Glaubenssatz schon längst losgeworden sein müsstest, und es frustriert dich, dass dem nicht so ist (so ergeht es zumindest mir manchmal). Aber Vorsicht: all dieses Frustrations-ich bin nicht gut/schnell genug-Gedanken lenken dich von der eigentlichen Arbeit ab, nämlich von der bewussten und eingehenden Auseinandersetzung mit diesem einen Glaubenssatz bzw Teilpersönlichkeit an dem/der du gerade arbeitest. Diese Gedanken führen meist in ein destruktives Gedanken-Karussell, zeigen dir zwar andere ungünstige Glaubenssätze aber halten dich vom TUN ab. Sie halten dich klein, halten dich in der Opferrolle. Sie halten dich im Energie-Sparmodus und stehen der tatsächlichen Veränderung nur im Wege (um den Status quo beizubehalten braucht unser Gehirn die wenigste Energie, und um da bleiben zu können, kennt unser Verstand viele Tricks).

 

Wenn du wachsen willst, wenn du Veränderung willst, dann geht es ums Tun, ums Dranbleiben, ums Verantwortung übernehmen. Immer wieder. Und wenn du dich dabei ertappst, wie du dich ablenkst, dann sei liebevoll mit dir. Sieh diese Anteile von dir, die sich nicht verändern wollen, die Angst haben. Erkenne wie dein Verstan dich ablenken will um diese Anteile zu beschützen. Sag diesen Anteilen, dass du sie siehst, für sie da bist und für sie sorgst. Nimm deinen Verstand an die Hand und sage ihm was DU willst - und komm wieder ins TUN. Immer wieder von Neuem. Wie eine liebevolle Mutter mit ihren Kinder.

 

Und ja, manchmal sitzen diese Glaubenssätze sehr sehr tief. Manchmal sind da unglaublich starke Ängste mit denen wir in dieser Arbeit konfrontiert werden. Da kann sehr viel Wut und Trauer sein. Und dann ist es manchmal auch nicht sinnvoll, diese Arbeit alleine zu tun. Fühle in dich hinein. Dein Herz weiss, ob du das alleine machen kannst oder nicht. Es sagt dir, wenn du Begleitung brauchst. Und falls du Glaubenssätze hast wie: «ich muss alles alleine machen» oder «ich muss mich klein halten», wird es dir sagen, dass du dich besser nicht an diese Arbeit machen solltest (lies dazu den Artikel Grenzen setzen, Abschnitt: der Herzkompass).

 

Wenn du dich aber trotzdem verändern willst, wenn du trotzdem wachsen möchtest, dann suche dir professionelle Begleitung. Wir sind dafür ausgebildet, für dich den sicheren Raum zu halten. Dich bei der Hand zu nehmen und mit dir die nötigen Schritte zu gehen, da wo du es nicht alleine kannst oder willst. Wir sind dazu ausgebildet für dich dein Zentrum und den Überblick zu behalten, da wo es dir alleine nicht möglich ist oder du Angst davor hast.

 

Es gibt Dinge, denen zu begenen uns grosse Angst macht, uns aus unserem Zentrum reisst und unsere Schritte lähmt. Orte in unserer Psyche, an die alleine hinzugehen, für uns fast unmöglich oder gar gefährlich sein kann. Um in unsere Kraft zu kommen und unabhängig zu werden, ist es manchmal trotzdem unumgänglich, an diese Orte zu gehen und diesen Dingen in die Augen zu blicken. Und deshalb gibt es Begleiter, die dafür ausgebildet sind diesen Weg mit dir zu gehen, und die dir, die dazu nötigen Werkzeuge, an die Hand geben können. Es bist immer noch DU, die den Weg geht, aber du musst den Weg dann nicht alleine gehen und wirst dabei unterstützt.

 

Wenn du wachsen willst, sei mutig. Trau dich den nächsten Schritt zu gehen (auch wenn der nächste Schritt der ist, dir Unterstützung zu suchen). Weil du es wert bist!

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