top of page
Logo 600 dpi CMYK mit schatten.png

Entscheidungen:
Aus Angst oder aus Liebe?
von Silja de Maddalena I 21.11.2023

bram-tXtRVye5oLA-unsplash.jpg

In den letzten Monaten habe ich viel über mein bisheriges Leben nachgedacht. Ich habe zurückgeschaut und habe eine sehr verstörende Erkenntnis darüber gehabt, wie viele Entscheidungen ich in meinem Leben aus Angst getroffen habe. In wie vielen Beziehungen ich aus Angst geblieben bin. Wie viele Dinge ich aus Angst nicht ausprobiert habe. Wie viele Dinge ich aus Angst immer weitergemacht habe. Wieviel ich aus Angst einfach geschluckt und mich nicht gewehrt habe.

Es hat mich erschüttert und auch sehr überrascht. Weil ich mich nie als ängstlichen Mensch bezeichnet habe. Im Gegenteil: ich habe so viel überlebt, mutig bin ich in meinem Leben vorangeschritten, habe mich immer wieder mir selber gestellt, mich und meine Motivation hinterfragt und von allen Seiten beleuchtet, habe dabei viel herausgefunden und viel verändert. Auch höre ich immer mal wieder, wie mutig ich sei, wie selbstbestimmt, souverän und selbstbewusst ich doch mein Leben leben würde… Das alles stimmt schon, UND es nicht Alles.

Hinter dem Bild, das wir projizieren steht oft eine andere Realität. Wenn wir wirklich in die Tiefe schauen und Dinge auf ihre Essenz herunterbrechen, stellen wir in manchen Fällen fest, dass hinter unseren mutigen Entscheidungen, die Angst unsere Haupt-Motivation ist. Oft ist es unsere tiefste Angst (nicht okay sein, nicht genügen, nicht geliebt werden, zurückgewiesen werden, keine Existenz-Berechtigung haben etc.), die uns zu unseren Entscheidungen treibt. Oft schaffen wir es, sie in tolles Geschenkpapier zu verpacken, und so können wir unseren Verstand täuschen und die Motivation „Angst“ in den Hintergrund rücken lassen… Wir finden gute Gründe, die unsere Entscheidung sehr naheliegend und vernünftig aussehen lassen, kostümieren und schmücken unsere Motivation, bis wir sie selbst kaum mehr erkennen. Wir übertönen damit unser Herz (das wir zwar übertönen können, jedoch nicht zu täuschen vermögen).

Entscheiden wir aus Angst, entscheiden wir uns gegen unsere Entwicklung. Wir bleiben in Situationen/Beziehungen die uns nicht gut tun, wir verzichten auf Dinge, die wir gerne hätten. Wir überfahren damit eigenen Wünsche und Bedürfnisse, manchmal gar das eigene Empfinden für Richtig und Falsch. Wir zementieren damit die Glaubenssätze, die unseren grössten Ängsten entsprechen und die uns vor dem eigenen Wachstum abhalten (ich kann das nicht, ich bin nicht gut/mutig genug, ich habe es nicht anders verdient etc).

Unsere Ängste sind nicht einfach schlecht. Sie halten uns davon ab, unüberlegte oder gefährliche Dinge zu tun. Sie versuchen uns zu bewahren und den Status Quo beizubehalten -  was übrigens eine sehr oekonomische Verhaltensweise unseres Gehirns ist (unser  Gehirn ist auf Energie-Sparen programmiert und „Veränderungen“ sind Energie-Aufwändiger als „Aufrecht-Erhalten“). Und manchmal werden unsere Ängste aber auch zu unserem Gefängnis. Weil sie uns daran hindern, uns auszudehnen und uns zu entwickeln.

Grundsätzlich ist es eine Haltungsfrage: lassen wir uns von ihnen das Leben diktieren, oder schauen wir sie als Wegweiser zu Entwicklungspotential an? Nehmen wir sie als gemauerte Grenzen, oder als Augen-Öffner dafür, was uns zurückhält und woran es sich zu Arbeiten lohnt?

Ich glaube daran, dass der Mensch nach Wachstum strebt und sich entwickeln will. Und um das zu erreichen, brauchen wir uns den Ängsten zu stellen. Wir brauchen sie anzuschauen und herauszufinden, was sie von uns wollen. Und wir brauchen uns zu entscheiden, was WIR wollen. Wenn wir uns (aus Liebe zu uns selbst) dafür entscheiden, uns den Ängsten zu stellen, finden wir meist heraus, dass es gar nicht so schlimm wird, wie immer befürchtet. Im Gegenteil: es entwickeln sich sehr oft sehr erfreuliche Dinge. Zu Beginn ist es vielleicht schwierig und braucht viel Überwindung, aber plötzlich merken wir, dass es sich viel ehrlicher und authentischer anfühlt und auch keinen Weltuntergang nach sich zieht. Dass plötzlich Raum für Neues entsteht…

Wenn du auf Krisen-Situationen in deinem Leben zurückschaust: Situationen, die dir grosse Angst bereitet haben und denen du dich nicht entziehen konntest: Bist du nicht jedes Mal daran gewachsen? Hat sich dein Leben nicht jedes einzelne Mal ausgedehnt? Bist du nicht jedes Mal ein wenig mehr DU SELBST geworden? Hat sich deine Gesamt-Situation nicht jedes Mal verbessert?

Wenn ich auf solche Krisen-Situationen zurückschaue und die Dinge „aus der Grossen Perspektive heraus“ anschaue, kann ich ganz klar sagen: bei mir ist das auf jeden Fall so.

Wenn ich mich - aus Liebe zu mir selbst und meinem Wunsch nach Entwicklung - meinen Ängsten stelle, all meinen Mut zusammennehme und mich mittenhinein begebe, dann wird Erkenntnis und Wachstum möglich.

Und ich frage mich noch immer, weshalb ich solche Angst vor grossen Spinnen (alles was grösser ist als eine Erbse!) habe, und schaffe es einfach nicht, mich da mitten hinein zu begeben…

bottom of page